Eher Matsch als echter Schnee – 24 Küsse bis Weihnachten
Holly flüchtet aus einer misslungenen Beziehung nach Sunflower Island. Dort verbringt sie die Adventzeit bei ihrer Tante Clara. Um Holly aufzumuntern bastelt sie ihr einen Adventkalender mit 24 Aufgaben. Jede von ihnen soll Holly helfen, sich selbst zu finden und endlich wieder glücklich zu sein.
Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:
- Mich gefragt, warum es keine guten Weihnachtsbücher gibt.
- Mir einen Gewürztee gemacht.
- Ein frisches Buch aufgeschlagen.
Mein Eindruck zu „24 Küsse bis Weihnachten“:
Ich liebe ja an und für sich Weihnachts-Romanzen. Keine Ahnung warum, aber spätestens im September überkommt mich jedes Jahr das Bedürfnis, ein verschneites Buch in die Hand zu nehmen, am besten in England angesiedelt, und so richtig in romantisches Schneetreiben einzutauchen. Bisher hat es – und deshalb verstehe ich nicht, warum ich es trotzdem jedes Jahr probiere – noch nie funktioniert. Romanzen sind ja so schon oft sehr inhaltsleer, aber wenn es um die Adventzeit geht, werden die Autor*innen offensichtlich nochmal extra unkreativ. So auch Donna Ashcroft mit meiner diesjährigen Wahl „24 Küsse bis Weihnachten“.
Stärken des Buchs:
Also was man positiv erwähnen sollte ist, dass Ashcroft ganz brav den Schneestreuer ausgepackt und eine ordentliche Ladung Puderzucker über alles gestreut hat. Punsch und Kekse (Plätzchen), Glitzer und Christbaumkugeln, Wünsche und warme Pullover – das volle Aufgebot. Auch die Charaktere waren zwar blass (ok, das hatte ich erwartet), aber eigentlich sehr sympathisch. Eigentlich eine feine, nette Idee und eine süße Geschichte. ABER…
Schwächen des Buchs:
… aber WIE? Was als süße Lovestory begonnen hat (und zwar erfrischend rasant und ohne „Wir hassen uns“ oder andere Verzögerungen am Anfang), wurde leider mit anhaltendem Lesen immer langweiliger. Seitenlange Beschreibungen, wie Holly einfach nur am Tisch sitzt und Selbstgespräche mit der Katze führt, Probleme, wo keine sein müssten, demenzartiges Wiederholen gewisser Passagen (vor allem in Bezug auf ihre Schwester und ihr Selbstbewusstsein) … sogar demenzartiges Wiederholen ganzer Szenen (Wie oft kann man in einem Buch tollpatschig hinfallen?). Ihre Freunde, die eigentlich auch spannend angelegt sind, benehmen sich immer unglaubwürdiger, manchmal wird seitenlang nur deren Geschichte erzählt – verstehe ich auch, man muss ja irgendwie die Seiten bis „Weihnachten“ füllen.
Aber dann die dramatische Backstory dazu. Finn, der „süße Barkeeper“, ist zwar eigentlich ganz toll angelegt, aber um Himmels Willen, was für eine Vergangenheit. Hätte es eine einfache schwierige Beziehung nicht auch getan? Ich will ja nicht spoilern, aber der Punkt, an dem die ganze Story für mich wild ins Lächerliche gekippt ist, war die, wo der „winzig kleine Blinddarm“ ins Spiel kam (wer es gelesen hat, weiß, was ich meine). Ernsthaft?? Und dann der Mist mit dem Koffer, und das vorhersehbare Drama und dann – und da war es dann wirklich endgültig vorbei – dieses Finale. War das wirklich nötig? Kotz-Kitsch hoch zehn, und zwar auch noch unrealistisch gemacht. Ein normales, kitschiges Ende hätte es doch auch getan, oder nicht?
Mein Fazit zu„24 Küsse bis Weihnachten“:
„24 Küsse bis Weihnachten“ war leider nix. Auch, wenn die Idee super war und die Story eigentlich gut begonnen hat, wurde das Buch mit zunehmender Länge immer langweiliger und wo man am Anfang vielleicht sogar noch echte buch-romantische Gefühle hatte, bleibt am Ende nur das Bedürfnis, ein bisschen auf die Seiten zu kotzen. Bei eh schon keinen Erwartungen also leider eine unterdurchschnittliche Leistung: 2 weihnachtliche Strohsterne für das Feeling und die Idee, zu mehr hat es aber leider nicht gereicht …
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24 Küsse bis Weihnachten
Donna Ashcroft
erschienen bei Heyne
13. September 2021
Auch wenn sie besonders oft Fantasy liest, wird prinzipiell jedes Buch gelesen, das unvorsichtig genug war, ihr in die Hände zu gelangen. Nur vor Krimis und Thrillern wahrt Marlen respektvollen Sicherheitsabstand, der sich bei begründetem Spannungsverdacht allerdings sehr schnell verringern kann. Wenn sie nicht gerade liest, haut sie wahrscheinlich gerade eifrig in die Tasten um ihre Roman voranzutreiben und ihre Figuren leiden zu lassen.