Das kann nicht dein Ernst sein – Der 5-Uhr-Club
Der 5-Uhr-Club ist eine Vereinigung von Menschen, die morgens früh um 5 Uhr aufstehen und ihre Prioritäten und ihr Leben auf die Reihe kriegen, noch bevor der Rest der Welt erwacht. Ungestört und in aller Ruhe kann man sich so dem Körper mittels Bewegung und Sport widmen, seinen Geist durch Dankbarkeits- und Erfolgstagebücher pflegen, jeden Morgen lesen und den Tag gezielt planen und effizient angehen. Robin Sharma beschreibt in seiner Erzählung eine Geschäftsfrau und einen Künstler, die beide Erfahrungen machen und einen Milliardär kennenlernen, der alles kann, hat und ist, was sie sich jemals erträumt haben. Er führt sie in die Geheimnisse des 5-Uhr-Clubs ein …
Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:
- Ich habe das Ende noch einmal gelesen
- Der vegeudeten Lebenszeit nachgetrauert
- Miracle Morning aus dem Schrank gezogen
Mein Eindruck zu “Der 5-Uhr-Club” von Robin Sharma:
Ich habe bereits “Miracle Morning” von Hal Elrod gelesen und das Experiment, morgens um 5 aufzustehen und eine gewisse Morgen-Routine durchzuziehen, mehrfach gestartet, nie aber vollends durchgezogen, da ich aus mehreren Gründen unregelmäßig wie auch regelmäßig, allein schon wegen der Tanzschule, nicht früh genug ins Bett komme, um um 5 Uhr morgens erholt auf der Matte zu stehen. Also wollte ich “Der 5-Uhr-Club” von Robin Sharma lesen und erwartete ein paar ergänzende Tipps. Ein bisschen Lebendigkeit zum Thema. Eine Erzählung wie John Streleckys “Das Café am Rande der Welt”, aus der ich mir meine Infos, die ich auf mich und mein Leben beziehen kann, einfach selbst rausziehe.
Aber was ist es geworden? Der 5-Uhr-Club von Robin Sharma ist eine Mischung der schlechten Eigenschaften vom Café am Rande der Welt und den schlechten Eigenschaften von Miracle Morning. Ich bin sehr enttäuscht und wünschte fast, ich wäre diesen Buch nie begegnet.
Stärken des Buchs:
Stark ist natürlich das Kernthema des Buches, das sich Robin Sharma allerdings nicht ausgedacht und nicht erforscht hat, sondern hat er sich einfach nur ein bisschen Expertenwissen angelesen. Die Kernaussage des 400-seitigen Buches ist, dass wir alle unsere Ziele erreichen können, wenn wir morgens um fünf Uhr aufstehen und dann eine Stunde lang Körper und Geist auf den richtigen Weg bringen. Visualisiere dir deine Ziele, bewege dich und treibe Sport, sei dankbar für das, was du hast, plane deinen Tag vernünftig und krieg den Kopf mit einer Meditation frei. Das ist im Grunde das Wissen, was ich vor dem Lesen von “Der 5-Uhr-Club” mitgebracht habe und unter’m Strich auch das einzige, was das Buch aussagt.
Ein bisschen was Gutes kann ich aber noch finden: Durch die Dialoge zwischen Unternehmerin, Künstler und Milliardär ist dieses Buch sicher gut zu lesen für diejenigen, die mit reinen Sachbüchern nichts anfangen können oder denen sachlicher Text zu trocken ist (ich gehöre nicht zu solchen Personen). Außerdem wird durch die Nachfragen der beiden “Lehrlinge”, die dem Milliardär an den Lippen kleben, klar, dass es nicht unbedingt 5 Uhr sein muss, sondern je nach Lebenssituation auch 4:30 oder 6 Uhr oder eine andere für die individuelle Person frühe Uhrzeit sein darf, dass man die Reihenfolge der “20-20-20-Regel” ändern darf und so weiter. Das ist ja ganz nett und darf auch als Stärke gewertet werden.
Schwächen des Buchs:
Kommen wir zu den Schwächen von “Der 5-Uhr-Club” von Robin Sharma. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Zunächst ist da der Beginn des Buches, an dem die Unternehmerin und der Künstler den Milliardär treffen, der aber als Bettler verkleidet bzw. als Bettler wahrgenommen ist und wird. Mir war beim Lesen nach 20 Seiten klar, worum es hier geht und worauf die Situation hinausläuft. Klassisch, Klischee, kenn ich schon. Und an diesem Milliardär ist alles unsympathisch. Er hat Milliarden von Euro, weil er morgens um fünf Uhr aufsteht. Er ist durchtrainiert, hat ein Sixpack, dicke Muskeln und ist körperlich in bester Form*, weil er morgens um fünf Uhr aufsteht.
*Natürlich geht sein Gesundheitszustand im Verlauf des Buches den Bach runter, damit dieses Buch die künstliche Theatralik von Streleckys Werken nachahmen kann: The Big Five for Live und Safari des Lebens haben EXAKT dieselben Motive, Kniffe und Wendepunke.
Er redet über 50 Seiten (ich glaube, es waren sogar 70) darüber, dass er seinen beiden Lehrlingen “gleich” die “20-20-20-Regel” erklärt. Bis dann diese Regel endlich kommt, unendlich langgezogen wird und dann lautet diese super geheime und dem inneren Zirkel vorbehaltene Regel: 20 Minuten Bewegung, 20 Minuten Ziele reflektieren, 20 Minuten lesen. Oha, wow. Diese Regel ist niemandem neu, der sich schon einmal mit dem frühen Aufstehen für mehr Erfolg befasst hat. Ach so, eine Sache muss ich noch loswerden: Der Milliardär und auch der Autor und das gesamte Buch sind mir so extrem unsympathisch, weil ständig Schmetterlinge fliegen, wenn der Typ den Mund aufmacht. Auch das passiert, weil er um fünf Uhr morgens aufsteht: Überall, wo er ist, ist gutes Wetter. Sie fliegen mit dem Helikopter irgendwohin, das Bodenpersonal sagt, da ist irgendwas gesperrt und gefährlich und deswegen darf da niemand hin, aber der Milliardär sagt, dass seine Lehrlinge auf den Spuren Nelson Mandelas ihr eigenes Ich finden wollen … Und das geht natürlich klar. Bäm, ein Schwarm Schmetterlinge. Hier und da und überall Schmetterlinge. Der Künstler (oder die Unternehmerin, ich weiß es nicht mehr genau) sprechen ihn auch darauf an, und der Milliardär sagt, dass das dazugehört. An dieser Stelle war ich versucht, die Rezension über den 5-Uhr-Club einfach mal dreist in die Kategorie “Fantasy” zu packen.
A propos Fantasy: Da gibt es noch den Redner. Der Redner ist eine Figur im Buch, von dem der Milliardär alles gelesen hat. Und offenbar ist er ein sehr schlechter Redner oder zumindest arbeitslos, denn er gammelt nur irgendwo rum und wartet darauf, dass der Milliardär ihn für einen kleinen Streich braucht.
Alle Figuren in “Der 5-IUhr-Club” sind unglaubwürdig, oberflächlich und von Klischees behaftet. Der Milliardär ist ein Unsympath, dem ich niemals begegnen wollen würde, und natürlich muss die einzige Frau im Buch eine Liebesbeziehung eingehen, denn für was anderes als Liebe interessieren sich Frauen ja nicht, auch wenn sie mit “Unternehmerin” oder “Geschäftsfrau” angesprochen werden.
Ich bin sauer auf und über dieses Buch.
Mein Fazit zum 5-Uhr-Club:
Ich möchte mein Wissen über den 5-Uhr-Club vertiefen und länger als 30 Tage dabei sein. Ich halte viel von den S. A. V. E. R. S. aus Miracle Morning von Hal Elrod und auch von der Idee hinter der 20-20-20-Regel von Robin Sharma. Aber einen 400-Seiten-Wälzer für 20 € musst man nicht lesen, um das bisschen Information aus der wirklich schlechten Erzählung rauszuziehen. Wer den Inhalt des Buches ohne die blöde Erzählung haben möchte, lese einfach Robin Sharmas 793 Wörter langen Artikel auf robinsharma.com, und das reicht dann auch.
Du willst mehr von Kia lesen? Hier gelangst du zu ihren Rezensionen.
Der 5-Uhr-Club: Gestalte deinen Morgen und in deinem Leben wird alles möglich
Robin S. Sharma
erschienen bei O.W. Barth
30. Dezember 2019
Jetzt für 19,99 € kaufen
Kia liest. Nicht nur Sachbücher zur persönlichen Entwicklung und Schreibratgeber, sondern auch Entwicklungsromane, nerdige Science Fiction und alles, was zwischen Utopie und Dystopie ein bisschen Drama angereichert hat. Beim Buchensemble gibt sie hin und wieder Einblicke in ihre Reiseberichte, die sie beim Durchqueren spannender Welten anfertigt.
10 Replies to “Das kann nicht dein Ernst sein – Der 5-Uhr-Club”
Liebe Kia,
Vielen Dank für deine verfasste Kritik zu diesem Buch.
Du hast mir persönlich bei der Überlegung weitergeholfen, ob ich dieses Buch lesen möchte oder nicht.
Danke für diese Rezension. Ich habe das Buch vor kurzem gelesen und hatte das starke Bedürfniss nach ein paar Rezensionen zu googeln. (wurde wiedereinmal geblendet vom “Bestsellerautor.” Du sprichst mir aus der Seele. Vor allem die Schmetterlinge.. O~o
Ich hoffe andere potentielle Käufer lesen zuerst diese Rezension bevor sie das Buch kaufen.
Genau so ging es mir auch. Quäle mich gerade durch das Hörbuch und fragte mich, ob das wirklich andere gut finden können. 😉 Deshalb musste ich nach Rezensionen suchen. Bin froh, hier eine Zusammenfassung der wichtigen Infos bekommen zu haben, dann zu ich mir das nicht weiter an.
Also ich persönlich liebe das Hörbuch und mag den motivierenden Schreibstil. Beim Abwasch gegönnt, läuft alles wie von selbst.
Danke für die Rezension. Sehr treffend. Ich habe das Buch gratis bei Amazon Prime gelesen. Bei einem Kauf hätte ich mich geärgert. Die langgezogene Geschichte, diese unterschwellige Glorifizierung von Reichtum, die unglaubwürdigen Charaktere, alles in allem wirkt es recht unsympathisch. Einzig gut finde ich die Idee, sich morgens die Zeit für sich selbst zu nehmen. So geht es nicht in der Hektik des Tages verloren. Eine bahnbrechende Erkenntnis ist das aber nicht. Morgendliche Meditation oder Yoga sind in der (fern)östlichen Lebensweise seit Jahrhunderten etabliert.
Danke für die Rezension. Sehr treffend. Ich habe das Buch gratis bei Amazon Prime gelesen. Bei einem Kauf hätte ich mich geärgert. Die langgezogene Geschichte, diese unterschwellige Glorifizierung von Reichtum, die unglaubwürdigen Charaktere, alles in allem wirkt es recht unsympathisch. Einzig gut finde ich die Idee, sich morgens die Zeit für sich selbst zu nehmen. So geht es nicht in der Hektik des Tages verloren. Eine bahnbrechende Erkenntnis ist das aber nicht. Morgendliche Meditation oder Yoga sind in der (fern)östlichen Lebensweise seit Jahrhunderten etabliert.
Danke
Auch ich habe mir das Buch als Hörbuch kostenlos geholt. Bei einem Kauf hätte ich mich ebenfalls geärgert.
Ich hatte ebenfalls das Bedürfnis mir Rezensionen durchzulesen, weil ich die Worte Meisterhaftigkeit und Granularität nicht mehr hören konnte. Ich habe beim hören das Gefühl, wenn du mal einen schlechten Tag hast, dann ist das inakzeptabel und du bist ein Versager. – da bin ich jedoch absolut anderer Meinung.
Ich würde dennoch gerne etwas positives schreiben, was ich hier noch nicht gesehen habe. Mir gefällt der klassische Schreibstil. Die Sprache die er verwendet findet man eher selten. So konnte ich viele neue Verben lernen
Ich bin jetzt bei der Hälfte des Buches. Ich habe das Buch zum Geburtstag bekommen, weil meine Freunde offenbar nicht wussten das ich miracle morning schon gelesen haben.
Ein paar Punkte fehlen mir definitiv bei der Kritik muss ich sagen.
1. Am Anfang des Buches sagt der Autor (durch den Unternehmer) dass alles was er ihnen beibringt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt.
Es gibt keine einzige Quellenangabe im gesamten Buch. Im Fließtext wird teilweise etwas “zitiert”. Das ist aber umständlich und nicht wissenschaftlich so zu zitieren und ich darf mir also selber die Quelle dann raus suchen um die Aussage zu überprüfen.
2. Den schreib Stil fand ich am Anfang echt interessant. Mal was Neues in persönlichkeitsentwicklunga Büchern. Aber nach 70 Seiten fand ich es zum kotzen. Die Stellen wo sachlich argumentiert wird, sind zu plump und unwissenschaftlich (siehe oben). Die Stellen wo eine Erzählung aufgebaut wird sind langweilig und unglaubwürdig und ehrlich gesagt, einfach nicht gut geschrieben. Der Autor wollte Belletristik und Sachbuch vereinen und hat einfach keines von beiden in meinen Augen geschafft. Diese Schmetterlinge die du oben ansprichst, sind so nervig immer in die Erzählung eingebracht dass man einfach nur drüber skippen will.
3. Der Anfang des Buches ist extrem befremdlich. Zwar ist es nett wie es ein Erzählung ist, aber der Redner erzählt einfach irgendwelche Phrasen die er im Leben aufgesammelt hat. Große Unternehmen hier, berühmte Persönlichkeiten da … etc. nichts aus seinem eignenen Leben, sondern nur Sachen, die ich auch mit 5 Minuten suche im Internet finden kann. Und ehrlich gesagt ist einfach alles herrlich unpräzise. Es ist alles so generell gehalten.
Das Problem ist: es fehlt die Handlungsanweisung. Eine der wichtigsten Sachen, die in einem persönlichkeitsentwicklungabuch steht, ist die Handlungsanweisung.
Was konkret sind die nächsten Schritte die man machen muss um die gelernte Sachen umzusetzen? Was sind Beispiele wie andere es geschafft haben, nach dem ich mich richten kann?
Das fehlt. Dafür gibt es Schmetterlinge.
4. Das Buch will unbedingt das man den Milliardär und den Redner respektiert und als Guru ansieht. Das Buch spricht explizit davon das “das großartige Menschen seien”. Das ist ziemlich nervig, wenn der Autor mir das so ins Gesicht drücken will und macht mich immer wütend wenn ich es lese.
Dann schreib deine eigenen charaktäre eventuell so, dass man sie toll findet ohne es dem Leser ins Gesicht zu drücken?
5. Apropos Milliardär.
Es wird kein Grund genannt warum der Typ die zwei Hauptcharaktäre einlädt am Anfang. Das ist halt schon krass 2 zufällige Menschen in einer Veranstaltung zu sich nach Hause einzuladen.
Der Typ ist auch extrem seltsam weil der plötzlich in der Öffentlichkeit anfängt zu tanzen und Vorallem fängt der ohne Grund an plötzlich zu meditieren und zu visualisieren??? Wer macht so etwas? Man nimmt sich bewusst Zeit dafür. Der Autor will mir noch nicht wirklich sagen das 15 Sekunden visualisieren reichen? Ich finde den Charakter extrem befremdlich.
Vorallem aber: der Typ hört nicht zu. Die Unternehmerin erzählt ihm von seine Problemen. Was macht er? Er haut sofort nen Ratschlag raus der nicht explizit auf ihre Situation passt. Woher ich das weiß?
Die Unternehmerin hat zu wenig von ihrer Situation erzählt als dass der Ratschlag passen könnte!!!
Sie wollte eventuelle nur jemanden zum zuhören (dass hat der Künstler viel besser gemacht).
Das macht den Milliardär unsympathisch.
6. Das Buch strotzt von zusammenhangslosen motivationssprüchen in denen der Autor sich selbst einen runterholt weil er die kennt.
So hat sich das für mich angefühlt. Ein Spruch nach dem anderen.
Ich kannte einen Großteil von den Sprüchen und fand sie viel zu simpel dargestellt und rausgehauen.
Außerdem finde ich manche zitierten Persönlichkeiten unpassend:
Van Gogh wurde beispielsweise zitiert. Van Gogh gehört zwar zu den größten Künstler aller Zeiten. Doch zu Lebzeiten wurde seine Kunst nicht wertgeschätzt. Van Gogh nahm sich später selbst das Leben. Wieso genau wird undifferenziert diese Person zitiert? Seine Zitate sind gut gewesen, aber van Gogh war sicherlich zum Ende seines Lebens hin nicht mehr glücklich. Soll das eine Person sein dessen Zitate man undifferenziert zitiert in einem Buch über das glücklich werden?
7. Warum musste die characktere auf Mauritius? Viele Menschen können sich diese Reise nicht leisten und genau dort aber machen die Personen ihre Veränderung durch. Was will uns der Autor sagen?
Ihr könnt euch nur an einem tropischen Ort verändern wo ihr von einem Milliardär die krassesten Erfahrung serviert bekommt?
Wieso muss das so befremdlich und unerreichbar sein?
Hättet ihr mal alle auf euere wirkliche innere Stimme gehört und nicht auf die unzähligen Ablenkungen, die ihr euch den ganzen Tag von früh bis spät über euch ergehen lässt.
Dann wärt ihr vielleicht einmal früher oder später über die Brandung rüber gekommen.
Und würdet nicht weiter von der Insel aus unendlich die unbegrenzten Möglichkeiten betrachten die das Leben zu bieten hat, anstatt nur darüber zu labern.