Kaffeehaussitzer

Kaffeehaussitzer

Uwe Kalkowski ist Buchblogger und hat sogar schon den Buchblog-Award bekommen. Auf seinem Blog „Kaffeehaussitzer“ veröffentlicht er regelmäßig seine Rezensionen. In dieser Blogvorstellung erfährst du mehr über Uwes Arbeit, denn wir durften ihm ein paar Fragen stellen.

Literaturblogger Uwe Kalkowski schreibt in seinem Blog Kaffeehaussitzer über Bücher, die ihn bewegt, begeistert und inspiriert haben. 2017 wurde er dafür auf der Frankfurter Buchmesse mit dem ersten Buchblog-Award ausgezeichnet, 2018 war er Mitglied der Jury des Deutschen Buchpreises. In seiner monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« stellt er auf BuchMarkt.de ausgewählte Fundstücke aus der Welt der Literaturblogs vor. Der gelernte Buchhändler ist seit 1993 in der Buchbranche tätig; seit 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag.

Warum betreibst du deinen Buchblog?

Über Literatur und Bücher zu sprechen, ist seit vielen Jahren eine große Leidenschaft von mir und nicht zufällig arbeite ich seit über 25 Jahren in der Buchbranche. Wenn mich ein Werk begeistert, möchte ich so vielen Menschen wie möglich davon erzählen – und bin selbst dankbar für jede Leseempfehlung. Dafür ist ein Blog das perfekte Medium, wobei ich in das Bloggen eher aus Neugier hineingestolpert bin; nichts davon war geplant. Aber ich kann mich noch gut an das aufregende Gefühl erinnern, als im Juni 2013 der allererste Text online gegangen ist.

Was magst du an Büchern?

Die Frage verstehe ich nicht – ein Leben ohne Bücher ist für mich vollkommen undenkbar. »Es gibt Menschen, für die ist Lesen eine Form des Zeitvertreibs. Für andere ist es ein Lebensinhalt. Zu diesen zähle ich mich auch, Lesen und Bücher sind für mich überlebenswichtig.« Diese Sätze habe ich einmal in einem anderen Interview geäußert. Und versucht zu erklären, warum das so ist. Bücher sind wie gute Freunde, sie sind da, wenn man sie braucht. Es gibt Texte, die mir über Sinnkrisen hinweggeholfen haben und andere, die mich mit ihrer Schönheit und Eleganz einfach nur glücklich machen. Texte, die meine Persönlichkeit mitgeprägt haben. Texte, die mich an gute und an weniger schöne Zeiten meines Lebens erinnern, weil sie untrennbar damit verbunden sind: schriftgewordene Erinnerungen. Leben ist Veränderung, Stillstand beendet das Leben. Bücher helfen mir dabei, nicht stillzustehen, sie bringen mich weiter, lassen mich andere Lebensentwürfe kennenlernen, mich teilhaben an fremden Schicksalen; sie erschließen mir neue Horizonte in der Gegenwart und in der Vergangenheit, verflechten sie miteinander, um die Zukunft zu verstehen. Oder kurz: Bücher helfen mir dabei, meinen Platz in der Welt zu finden.

Welches sind deine liebsten Genres und warum?

Über Genres mache ich mir bei der Lektüreauswahl keine Gedanken. Ich lese Gegenwartsliteratur, Klassiker, Kriminalromane oder Sachbücher zu geschichtlichen Themen. Wichtig ist für mich die Sprache, die mich von Beginn an begeistern und mitreißen muss.

Wie wichtig sind Buchblogger*innen deiner Meinung nach für die Buchbranche?

Hier spielt das Genre eine wichtige Rolle. Bei Buchprogrammen etwa zu den Bereichen Young Adult, Romance oder Fantasy sind die entsprechend ausgerichteten Blogs und zahlreichen Instagramkanäle ein sehr wichtiger Teil der Vermarktungsstrategien – viel besser kann man die entsprechenden Zielgruppen kaum erreichen.

Bei anspruchsvoller Belletristik und literarischen Themen gehört die Ansprache von Blogs natürlich auch zu einer professionellen Unternehmenskommunikation der Verlage. Allerdings ist die Beschäftigung mit Literatur gesamtgesellschaftlich gesehen schon immer ein Nischenthema gewesen. Und innerhalb dieser Nische sind Literaturblogs wiederum eine eigene Nische. Nichtsdestotrotz hat der Bekanntheitsgrad vieler Blogs in den letzten Jahren deutlich zugenommen – auch vor dem Hintergrund, dass im Feuilleton immer weniger Platz für Bücher ist und sich die Beschäftigung mit Literatur zunehmend ins Netz verlagert. Wobei der subjektive Ansatz von Literaturblogs etwas völlig anderes ist als die Literaturkritik im Feuilleton. Literaturblogs sind dabei eine Ergänzung und Bereicherung der klassischen Literaturkritik, ersetzen können sie sie nicht.

Was sind deine Top 10 Bücher aller Zeiten?

Als ich letztes Jahr 50 wurde, hatte ich mir überlegt, welches die Bücher meines Lebens sind, mit welchen Büchern ich die intensivsten Leseerfahrungen verknüpfe. Den gesamten Beitrag mit Begründungen gibt es im Blog; hier die Liste in chronologischer Reihenfolge:

Seit Erstellung dieser Liste sind noch zwei Titel dazugekommen, die für mich absolute literarische Meisterwerke darstellen und die hier nicht fehlen dürfen:

Okay, die Mantel-Bände sind drei Bücher und überhaupt sind das jetzt viel mehr als die gefragten Top 10. Doch es ging nicht anders …

Was wünschst du dir für die Zukunft im Umgang zwischen Verlagen und Bloggern?

Von Beginn an war der Kontakt mit den Ansprechpartnern in den Verlagen geprägt von gegenseitiger Wertschätzung. Gleichzeitig bin ich seit etwas mehr als einem Jahr in meinen Job bei Eichborn selbst der Ansprechpartner für Blogger und sitze quasi auf beiden Seiten des Tisches. Hier ist mir eine möglichst individuelle Kommunikation sehr wichtig, um passgenau Bücher anbieten zu können. Umgekehrt erhalte ich als Blogger von den Kolleginnen und Kollegen oft Bücher, die exakt meinen Lesevorlieben entsprechen – besser geht es nicht.

Lesen die Menschen immer weniger? Welchen Trend beobachtest du?

Seit Bücher verkauft werden, existieren die Klagen über den Leserschwund. Dabei war Lesen noch nie eine egalitäre Beschäftigung, und natürlich sind die heutigen Konkurrenzmedien viel dominanter als vor einigen Jahren. Sieht man allerdings auf den Buchmessen die endlosen Signierschlangen bei prominenten Autoren oder bekommt man wieder einmal kein Ticket für eine ausverkaufte lit.Cologne-Großveranstaltung, dann ist mir um die Zukunft des Lesens nicht bang. Während des Corona-Lockdowns haben zahlreiche Menschen den Buchladen um die Ecke wiederentdeckt und vielen mittelständischen Buchhandlungen deutliche Umsatzzuwächse beschert.

Wo siehst du deinen Buchblog in fünf Jahren?

 Es ist ein ständiges Kommen und Gehen in der Buchblog-Community. Immer wieder wird ein geschätzter Blog eingestellt, dafür entdeckt man einen neuen, vielversprechenden Kanal, der gerade in den Startlöchern steht. Ich kann mir nicht vorstellen, mit dem Bloggen über Literatur aufzuhören, der Kaffeehaussitzer ist dafür viel zu sehr ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Und in fünf Jahren werde ich weiter über Bücher schreiben, die mich begeistert haben und von denen ich möchte, dass so viele Menschen wie möglich sie lesen.

 

Wenn du mehr von Uwe und seinen Rezensionen lesen möchtest, besuche den Kaffeehaussitzer und hinterlasse liebe Grüße vom Buchensemble!

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