(K)ein klassischer Frauenroman – Nachtaktiv [Rezension]
Heloise ist eine Nachtschwärmerin, eine Kulturwissenschafts-Studentin und eine Berlinerin. Partys zählen zu ihren größten Hobbys und obwohl sie die Berliner Party- und Drogenszene mit all den von ihr skizzierten Klischees verteufelt, kann sie sich den „Verlockungen“ dieser Abenteuer nicht entziehen. Sie nimmt ihre Leser*innen mit, auf eine einjährige Reise – weg von einer klassischen, klischeebehafteten Geschichte.
Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:
- Geschaut, ob „Nachtaktiv“ schon verfilmt wurde
- Mich gefragt, warum das Buch noch nicht verfilmt wurde
- Über das Kulturwissenschaftsstudium und die erwachsenwerdende Millenniumsgeneration nachgedacht
Mein Eindruck zu „Nachtaktiv“:
Was mit einem rosafarbenen Buchcover eine Grundstimmung von einem Frauen- und Young-Adult-Roman vermittelt, entpuppt sich als ein kluger Roman, der zum Nachdenken anregt. Heloise spricht in der Ich-Perspektive in Tagebuchform. Der Sprachstil in „Nachtaktiv“ ist zunächst gewöhnungsbedürftig, umgangssprachlich, straight und bietet einen direkten Einblick in die Gefühlswelt einer frechen, aber herzlichen Berliner Studentin. Die Story beginnt an Silvester auf einer Berliner Rooftop-Party mit ihren Gedanken an das Großstadt-Single-Dasein.
Stärken des Buchs:
Die Inhalte der Geschichte stammen aus dem Leben, ungefiltert und ungetrübt. Die Authentizität, der man an jeder Ecke und Kante des Buches begegnet, überzeugt – so wie auch der Charakter der Hauptfigur Heloise. In einem Jahr entwickelt sich die Studentin von einem Großstadtmädchen, das verzweifelt nach der großen Liebe sucht, zu einer herzlichen, ehrlichen, direkten Frau, die mit innerer Stärke beeindruckt.
Schwächen des Buchs:
Der Schreibstil ist zu Beginn des Buches anstrengend. Es fehlen teilweise Worte in den kurzen Anfangssätzen der Tagebucheinträge. Dies kann als Stilmittel wahrgenommen werden, ich empfand es allerdings als störend. Es hat mich auch gestört, dass Heloise oft betrunken ist. Obwohl sie vom Drogenkonsum der Berliner Szene genervt ist und diese verurteilt, ist sie selbst beinahe täglich betrunken.
Mein Fazit:
„Nachtaktiv“ von Sophie Senoner ist humorvoll, charmant, inspirierend. Eine Geschichte, die es verdient, verfilmt zu werden.
Nachtaktiv
Sophie Senoner
erschienen bei Ullstein Verlag
15. Februar 2013
Curly liest und hört Romane fürs Herz; Bücher, die sich nicht weglegen lassen, und Zeilen, die neue Perspektiven eröffnen. Grundsätzlich: Literatur, die zum Nachdenken verführt. Wenn sie kein Buch in der Hand hat, hat sie die Schreibmaschine (oder: das Notebook) vor sich und schreibt – als Journalistin, Autorin, Kulturanthropologin und im Marketing.
Curly war von 2019 bis 2020 Mitglied im Buchensemble.