Sehnsucht nach Berlin – Großstadtklänge

Sehnsucht nach Berlin – Großstadtklänge

Einsame Wanderer, stille Beobachter, laute Nächte und wispernde Gassen: In Berlin findest du alles, und am wenigsten dich selbst. Die neue Anthologie der Berlin Autoris entführt uns in eine lärmende, ruhige, singende Stadt voller Versprechungen und Gefahren, voller Tragik und Hoffnungen, voller Träume.

Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:

  1. Den Herausgeberinnen gratulieren.
  2. Das Licht ausschalten.
  3. Von Berlin träumen.

Mein Eindruck zu Großstadtklänge:

Ein großer Freund von Anthologien war ich ja nie (wer mich kennt, weiß das). Dass ich “Großstadtklänge” in die Hand genommen habe lag – ich geb’s ja zu – natürlich an dem charmanten Autorenkollektiv der #BerlinAuthors und den noch charmanteren Herausgeberinnen. Praktisch, weil kurze Geschichten, habe ich das dem Geräusch und Klang Berlins gewidmete Buch in der Mittagspause bei der Arbeit mal schnell zur Hand genommen und … war begeistert.

Stärken des Buchs:

Das klingt jetzt so, als hätte mich jemand gebeten das zu sagen, aber das stimmt nicht. Das Buch war einfach gut! Von 31 Geschichten (ich hoffe, ich habe mich nicht verzählt), gab es vielleicht vier, die ich als eher langatmig oder zu uninteressant empfunden habe. Der Rest: Ob laut oder still, modern oder klassisch, auf jeden Fall sprachgewaltig, mitreißend, phantasievoll und gekonnt. Durch die geschaffenen Perspektiven entsteht das Gefühl eines Miteinanders und Nebeneinanders, als würden die Geschichten alle gleichzeitig passieren, irgendwo, jetzt gerade, und manchmal schon Jahre zuvor. Man fühlt sich mitten in Berlin versetzt, egal wo man gerade wirklich ist, und springt von Fenster zu Fenster, sieht mal von oben, mal von unten, mal von draußen, mal von drinnen auf diese große Stadt, die niemals schläft. Und manchmal … manchmal ist man sogar die Stadt.

Großstadtklänge. Foto: M. D. Grand

Schwächen des Buchs:

Bei einer Anthologie in Stärken und Schwächen einzuteilen ist natürlich schwierig. Wie ich bereits erwähnt habe, waren natürlich nicht alle Geschichten zu hundert Prozent nach meinem Geschmack. Andere, mit denen ich mich unterhalten habe, haben aber natürlich genau die Geschichten wieder großartig gefunden und waren verwundert, was ich wiederum an anderen gefunden habe. Ich kann euch also versprechen: Es wird für jeden etwas geben, das ihm nicht gefällt. Aber ich kann euch auch versprechen: Es wird für jeden sehr vieles dabei sein, das begeistert und inspiriert, das zum Nachdenken anregt oder zum Mitfühlen.

Wenn ich mir eine Schwäche aus der Nase ziehen muss, dann vielleicht die, dass offensichtlich übermäßig viele Autoren ausschließlich Vögel, Musikinstrumente und Musik mit Geräuschen verbinden, anstatt sich der breiten Vielfalt des Gehörten zu widmen. Das schlägt sich auch in den Titeln der Kurzgeschichten recht deutlich wieder.

Wenn das allerdings der einzige Kritikpunkt bleibt …

Mein Fazit:

Von lieb bis ekelerregend, von historisch bis dadistisch: Die Bandbreite der “Großstadtklänge” beinhaltet nicht nur viele, sondern überraschend viele herausragende Geschichten (und ich bin da wirklich sehr kritisch, das wisst ihr), die man auf jeden Fall auch öfter lesen kann (und muss!).

So. Und jetzt zum komplizierten Teil: Da ich für die Bewertung einer Anthologie ein eigenes Rechensystem für die Sterneklassifikation zurechtlegen musste, komme ich nach ausführlichen mathematischen Berechnungen zu folgendem Schluss: 4,3548 Sterne. Das ist der Mittelwert aus der Bewertung jeder einzelnen Geschichte, vorausgesetzt ein Maximum von 5 möglichen Sternen pro Geschichte. Da ich aber sehr gerne für manche Geschichten 6 Sterne vergeben hätte, korrigiere ich meine Bewertung dahingehend, und komme damit auf eine Berechnung von 4,5483 Sterne. Und mit Einrechnung der Bewertung über die Gesamtkomposition … ergibt das demnach verdiente 5 Sterne für die neue Anthologie der #BerlinAuthors.

Und: Danke, jetzt hab ich Sehnsucht nach Berlin.

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Großstadtklänge: Von singenden Vögeln in dunklen Gassen

Berlin Authors (Hrsg.: S. M. Gruber, Liv Modes, Jen Pauli, Katharina Stein)

Anthologie
Softcover, 256 Seiten

erschienen bei BoD

09. Dezember 2020

ISBN 978-3-752661941

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