Hier ist der Titel wieder Programm – Ruin and Rising
Mit knapper Not ist Alina dem Dunklen erneut entkommen. Diesmal war der Preis allerdings viel höher. Ravka liegt in seiner Hand. Alina, Mal, Nikolai und einige Andere finden Rettung bei einem fragwürdigen Kult, der sich um Alina gebildet hat.
Als Heilige angebetet versteckt sie sich unterirdisch und wartet auf den richtigen Moment, um wieder ans Licht zu treten. Endlich sieht sie den Weg vor sich, findet die Lösung, wie sie den Dunklen endgültig schlagen kann und muss erkennen, dass der Preis viel zu hoch ist.
„Shadow and Bone“ liegt uns auf Englisch vor.
Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:
- Alle Bücher zurück in den Schuber gesteckt
- „King of Scars“ bestellt
- Eingeschlafen
Mein Eindruck zu „Ruin and Rising“:
Der Abschluss der Trilogie schöpft aus den Vollen. Die Protagonistin und alles, wofür sie einsteht, woran sie glaubt, liegt in Trümmern. In „Ruin and Rising“ baut die Autorin Handlung und Figuren aus dieser Zerstörung neu auf. Was dabei herauskommt, ist überzeugender als beide vorangegangenen Bände zusammen.
Stärken des Buchs:
Die Geschichte in „Ruin and Rising“ steigert sich in der Spannung kontinuierlich, es wirkt weder aufgebläht noch konstruiert. Die kleinen und großen Katastrophen sind spannend zu lesen und flüssig geschrieben. Besonders schön sind darin die technischen Errungenschaften Nikolais, die hier ihr volles Ausmaß zeigen.
Die Figuren bleiben auch im dritten Teil in sich konsistent. Besonders gut gefällt mir das am Beispiel von Zoya und Genya, beide haben ihre Schattenseiten, bzw. zeigen ihre offene Abneigung gegenüber Alina und handeln trotzdem loyal. Zoya und Alina sind zwar nicht die besten Freundinnen, schaffen es dennoch sich gegenseitig zu unterstützen. Zoya wird daraus aus dem Klischee der sinnlos giftigen Zicke herausgezogen.
Der Abschluss der Reihe brilliert mit einer abwechlungsreichen Erzählung, baut auf mehrere kleinere Kampfschauplätze und weniger auf epische Schlachten. Besonders stark finde ich, dass die Figuren auch weiterhin mit sich selbst zu kämpfen haben. Niemand geht ausgeglichen und mit sich selbst im Reinen in das Finale. Und das Ende der Geschichte wirft viele neue Frage auf, markiert den Beginn einer neuen Geschichte. Das ist ein Aspekt, den ich besonders mag. In derart epischen Geschichten, in denen ein Land vollkommen zerstört und in seiner Grundordnung umgeworfen wird, wirkt ein rundum glücklich Ende nicht glaubhaft. In „Ruin and Rising“ finden eigentlich nur Mal und Alina zu einem vergleichsweise ruhigen Ende und selbst das nur mit Wehmutstropfen.
Schwächen des Buchs:
Mal ist in diesem Band zwar weit weniger nervig, wirkt stattdessen übertrieben heroisch. Etwas weniger Pathos hätte ihm nicht geschadet. Auch fand ich die Lösung, wie Alina letztlich an den Feuervogel gelangt, unnötig dramatisch.
(Genauere Ausführung enthält Spoiler: Es wurde angedeutet, dass sie auf die Macht des dritten Tieres zugreifen konnte, als sie Mal berührte. Die Sache mit bloßem Händchenhalten wäre jetzt zwar nicht ganz so dramatisch gewesen, aber vollkommen ausreichend und glaubwürdig. Und mal ehrlich: Hat irgendwer wirklich geglaubt, dass Mal sterben würde?)
Mein Fazit:
Die „Grisha-Reihe“ ist lesenswert, der dritte Band „Ruin and Rising“ hat mir mit Abstand am besten gefallen. Figuren, Handlung und Weltenbau sind hier gut ausgebaut und geben ein stimmiges Gesamtbild, wie es mir in den ersten beiden Bänden gefehlt hat. Die Protagonistin ist hier am wenigsten nervig, dafür gibt es sehr viel Nikolai-Anteile.
Insgesamt bin ich froh, die Krähen-Duologie zuerst gelesen habe, weil ich mir nicht sicher bin, ob mich die Grisha-Reihe allein überzeugt hätte. Umgekehrt hätte ich vielleicht gar nicht mehr zu den Krähen gegriffen.
Ruin and Rising
Leigh Bardugo
erschienen bei Orion Children’s Books
28. Juni 2018
Wiebke liest alles, was ihr interessant erscheint und nicht Horror ist. (Sonst kann Wiebke nicht schlafen.) Verschiedene Gattungen der Fantastik findet sie besonders häufig interessant und sie liebt den klassischen Krimi. Bilderbücher sind ihre große Leidenschaft und sie sammelt sie nicht nur für ihre Kinder. Einst studierte Wiebke Geschichte und Germanistik, allerdings störte sie das dazugehörige Lehramt irgendwann dermaßen, dass sie damit aufhörte und sich vorerst ausschließlich dem Schreiben eigener Bücher widmet.