Fragliche Erziehungsmethoden – Das geheime Portal [Rezension]

Fragliche Erziehungsmethoden – Das geheime Portal [Rezension]

Bei einem Museumsbesuch sieht der 12-jährige Max McDaniels einen seltsam leuchtenden Wandteppich und von da an ändert sich sein Leben um hundertachtzig Grad. Zauberer kommen, um ihn an die Magier-Akademie Rowan einzuladen, denn in Max schlummern ungeahnte magische Kräfte. Aber nicht nur die Guten, sondern auch die Bösen sind plötzlich hinter ihm her. Max gelingt es, ihnen zu entkommen, und in Rowan sicheren Unterschlupf zu finden. Doch die Sicherheit ist nur scheinbar, denn in der Akademie gibt es einen Verräter und schon bald ist nicht einmal mehr die Schule sicher vor einem Übel, das eigentlich seit Jahrhunderten schon gebannt sein sollte.

 

Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:

  1. Nachgesehen, wie viel Band 2 kostet und wie seine Bewertungen sind.
  2. Das Buch vorerst zurück ins Regal gestellt.
  3. Die Geschichte erst mal sacken lassen, um herauszufinden, ob ich wirklich wissen will, wie es weitergeht.

Mein Eindruck zu Die Schule der Magier – Das geheime Portal:

Ich habe schon ewig keine Buchreihe mehr über magische Schulen gelesen. Umso mehr habe ich mich auf Hound of Rowan (ich habs im Englischen Original gelesen) gefreut. Eine Mischung aus Charlie Bone, Harry Potter und X-Men – was kann man da noch falsch machen? Antwort: naja, schon das eine oder andere. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass das Buch schlecht war, aber so richtig 100% überzeugt hat es mich auch nicht. Dafür zieht sich die Handlung zu sehr, die Charaktere sind nicht lebendig genug und auch Mr. McDaniels Einstellung darüber, ob Kinder Fremden Türen einfach so öffnen sollten, würde ich gerne nochmal diskutieren. Trotzdem hatte es einen gewissen Charme, der mich gefangen gehalten hat.

Stärken des Buchs:

Ich versuche mal, in Worte zu fassen, was diesen Charme für mich ausgemacht hat. Als ersten Pluspunkt würde ich gerne die Weltoffenheit nennen. In dieser Magierschule kommen wirklich Schüler aus aller Welt zusammmen: egal ob aus Amerika, Asien, Europa, Australien oder Afrika, hier sind alle willkommen. Unabhängig von Herkunft und Hautfarbe setzen sich Freundeskreise und Lehrerschaft zusammen. Aber nicht nur das Charakterensemble ist innovativ. Zu den magischen Fähigkeiten kommen auch moderne Hilfsmittel wie Computer, die Schüler trainieren in hochtechnischen Simulationen. Damit hebt Henry Neff sein Werk meiner Meinung nach genügend von Harry Potter und Charlie Bone ab, um als eigenständig durchzugehen. Auch die Charaktere und Schauplätze wirken bis auf kleine Ausnahmen nicht abgekupfert.

Wo wir gerade von Charakteren sprechen: erfrischend ist auch, dass Max nicht der stärkste, beste und schlaueste Schüler ist, dessen schiere Macht als einzige die Bösen besiegen kann. Sein bester Freund David zum Beispiel ist magisch wesentlich begabter als er und seine Freundin Sarah wesentlich schlauer. Auch sein „Haustier“ (jeder bekommt eines zugeteilt) ist zwar super-cool (ich steh so auf Nick!), aber nicht das mächtigste unter den vergebenen Tieren. Alles in allem ist das Ensemble sehr gelungen und wird durch die schönen Illustrationen noch abgerundet.

Schwächen des Buchs:

Die große Schwäche des Buches ist die Handlung. Sie zieht sich über weite Strecken, wird erst ab der Hälfte spannend und lässt zwischendurch sehr an Glaubwürdigkeit vermissen. Natürlich, es ist ein Kinder-/Jugendbuch, aber kann man da nicht trotzdem ein gewisses Maß an Logik und Menschenverstand erwarten? Zum Beispiel folgendes Szenario: Max bekommt durch einen ominösen Brief Besuch angekündigt und lässt diesen ohne überhaupt nachzudenken ein. Sein Vater fragt auch nicht nach, wer der Besuch ist und ob es diese Schule überhaupt gibt, sondern schickt Max einfach hin – mit völlig Fremden.

Dieses unreflektierte Handeln finde ich sehr bedenklich, ebenso wie die Darstellung von Gewalt zwischen Schülern, die zwar immer wieder thematisiert, aber nie wirklich aufgearbeitet wird. Die Schüler prügeln sich gegenseitig blutig und den Lehrern geht das maximal auf die Nerven. Auch sonst sind sie nicht gerade meisterlich darin, ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen (Ich meine Hallo?! Eine menschenfressende Hexe lebt in diesem Schloss!) und Erziehungsmethoden durchzusetzen. Anders wäre die Handlung ziemlich schnell ziemlich unspektakulär beendet gewesen.

Illustrationen in The Hound of Rowan. Foto: M. D. Grand

Mein Fazit zu Das Geheime Portal:

Insgesamt ist The Tapestry Series – Hound of Rowan (Englische Ausgabe) eine nette Lektüre für Zwischendurch. Die ganze Geschichte ist (auch im Englischen) leicht und schnell zu lesen, nimmt vor allem gegen Ende hin nochmal sehr an Fahrt auf und vermag vor allem ab der Hälfte bestimmt jüngere, aber auch ältere Leser durchaus zu fesseln. Dennoch hat der Auftakt einige Schwächen, von denen ich gerne wüsste, ob der Autor sie in den weiteren Bänden gut in den Griff kriegt oder eher noch schlimmer macht. Deshalb werde ich Band 2 eine Chance geben und verbleibe für Band 1mit sehr durchschnittlichen 3 von 5 Sternen.

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Die Schule der Magier – Das geheime Portal

Henry H. Neff

Fantasy Jugendbuch
Softcover, 464 Seiten

erschienen bei cbj

10. Januar 2011

ISBN 978-3570222171

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