
Sich an seine Kinderängste erinnern – Drachenangst und Menschenmut [Rezension]
Max ist schon sechs Jahre alt und ärgert sich mächtig über seine Eltern. Wie gut, dass er einen Drachen im Baumhaus findet, der ihnen bestimmt den Hintern verkohlen könnte! Aber Hugo, der Kurzhalsdrache ist anders als die Drachen aus den Geschichten. Hugo hat Angst vor Spinnen und ist davongelaufen, weil die anderen ihn auslachten. Max lernt, dass Mut nicht nur etwas für Drachen ist und Angsthaben nicht nur was für kleine Menschenkinder.
Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:
- Mir vorgestellt, wie ich das Buch meinem Sohn vorlese
- Nochmal das Buch durchgeblättert, um die schönen Illustrationen zu betrachten
- Überlegt, dass es verdammt schwer sein muss, ein gutes Kinderbuch zu schreiben
Mein Eindruck zu Drachenangst und Menschenmut:
Mittlerweile kenne ich viele Geschichten von Wiebke Tillenburg und ich dachte, ich kenne ihre Themen. Falsch gedacht, mit ihrem ersten Kinderbuch „Drachenangst und Menschenmut* eröffnet sie noch einmal ein neues Kapitel. Sie interessiert sich nicht für Konventionen und macht ihr eigenes Ding. Schon „Eselmädchen“ war kein typisches Fantasybuch und auch ihr Neustes geht seinen eigenen Weg abseits aller Kinderbücher.


Stärken des Buchs:
Max wirkt wie ein echter Junge, was beim Lesen so wohltuend ist! Er ist kein moralisches Wunderkind, kein verniedlichter Traum, kein nerviges Gör, wie man sie aus der Werbung kennt. Das sorgt dafür, dass man das Lesen auch als Erwachsener genießt. (Man rollt nicht mit den Augen und denkt, man bekommt eine Lektion aufgedrückt. Man soll nicht lügen, immer nett sein und so.) Damit können sich auch Kinder bestimmt besser mit Max identifizieren. Die Eltern sind ebenso menschlich und herrlich witzig. Und dann der Drache! Sowieso ist dieser ganz anders als erwartet und lehrt damit, dass Erwartungen oft nicht erfüllt werden und dass das gar nicht schlimm ist. Zuletzt dürfen die Illustrationen nicht unerwähnt bleiben. Sie sind herrlich, humorvoll und zum Knutschen. Alleine deswegen ein echtes Schmuckstück.
Schwächen des Buchs:
Zwei, drei Mal wurden mir einige Sachen zu genau erklärt. „Er muss das und das mitgekriegt haben“ und solche Sachen, die eigentlich klar sind. Das ist aber wirklich meckern auf hohem Niveau! Die Seitenzahlen haben mich auch verwirrt, da sie immer rechts sind. Aber auch das ist eigentlich wurscht.

Mein Fazit:
Ich freue mich schon darauf, „Drachenangst und Menschenmut* meinem Sohn vorzulesen. Es ist perfekt für das Vorschulalter bis in die ersten Klassen hinein, wenn das Kind schon langsam selbst lesen kann. Das Buch macht Mut, sich selbst zu entdecken, auch mal Geheimnisse zu haben und tolerant gegenüber Fremdartigen zu sein. Ein Tillenburg, das mich wahrlich überrascht und begeistert hat!
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Drachenangst und Menschenmut
Wiebke Tillenburg
erschienen bei TWENTYSIX
07. November 2018

Magret liest nie, ohne dabei zu schimpfen. Am wenigsten mag sie wiedergekäute Ideen, leere Worthülsen oder Floskeln. Dafür steht sie auf Experimente, selbst wenn sie schiefgehen. Die Figuren sind ihr wichtiger als der Plot. Daher liest sie vor allem Entwicklungsromane, klassische und welche der Gegenwartsliteratur.