Auf ins Eis! – Erebus

Auf ins Eis! – Erebus

Die Erebus war eines der wichtigsten Forschungsschiffe ihrer Zeit. Mehrer Expeditionen bahnten sich mit ihr einen Weg zum Nord- und Südpol, bis sie 1848 in der Antarktis verschwand. Lange gab es nur einen Flickenteppich aus Informationen zum Schicksal des Schiffs und seiner Besatzung. 2014 wird das Wrack endlich gefunden und bietet etwas Aufschluss über die letzte Reise der Erebus, viele Rästel bleiben jedoch ungelöst.

Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:

  1. Enthaltenes Bildmaterial ausgiebig betrachtet
  2. Notizen für den aktuellen Roman gesammelt
  3. Weitere Bücher über historische Expeditionen gesucht

Mein Eindruck zu “Erebus”:

Gekauft habe ich dieses Buch spontan, ohne groß über den Klappentext oder möglichen Inhalt nachzudenken. Auf dem Cover war ein Segelschiff und da ich derzeit ein Buch über Schiffe und Piraten schrieb, war das das Kaufargument. Wie meine bisherigen Rezensionen hier belegen, lese ich sonst eher weniger Sachbücher, streng genommen ist “Erebus” wahrscheinlich auch kein Sachbuch. Es ist ein Expeditionsbericht, geschrieben für eine breite Leserschaft. In angenehm leichtem Stil mit vereinzelten persönlichen Episoden führt Michael Palin die Lesenden durch die Geschichte der Erebus.

Stärken des Buchs:

Der zunächst buchstablich trockene Weg der Erebus wird flüssig und unterhaltsam beschrieben. Selbst die ersten Jahre, in denen das Schiff frisch aus der Werft eher wenig bis gar keinen Nutzen findet sind unterhaltsam zu lesen. Zwar werden einzelne Kapitäne und Crewmitglieder für meinen Geschmack etwas zu ausführlich beschrieben, aber überschlägt man diese Passagen findet sich doch ein guter Eindruck zu den Abläufen und Einsatzgebieten der Royal Navy.

Insgesamt werden die Fahrten und Expeditionen der Erebus gut, wenn aus eher grob, in den historischen Kontext eingeordnet. Hier wird deutlich, dass das Buch zwar informieren, aber in erster Linie unterhalten soll. Der Informative Teil beschränkt sich stark auf das Schiff und seine jeweiligen Besatzungen und bietet relativ wenig Ausblick darüber hinaus. Irgendwie gelingt es dem Autor, Spannung aufzubauen, obwohl das Schicksal des Schiffes bekannt ist. Es ist ein bisschen wie das Warten auf den Untergang der Titanic, nur dass der Untergang selbst im Buch gar keine so große Rolle spielt.

Besonders gut gefallen hat mir neben den jeweiligen zeitlichen Einordnungen und der guten Visualisierung durch Karten, die regelmäßigen Zitate aus Briefen und historischen Aufzeichnungen. Besonders die Tagebucheinträge einiger Crewmitglieder machen den Bericht lebhaft und unterhaltsam. Zudem bekommt das Buch dadurch eine persönliche Note. Das Buch vermittelt einen Eindruck dessen, was die Seeleute auf ihren Expeditionen bewegt hat, welchen Ängsten und Sorgen sie ausgesetzt waren, aber auch welche, teils obskuren, Gedanken diese Zeit hervorgebracht hat.

Schwächen des Buchs:

Die ausführliche Auflistung und teilweise Beschreibung der jeweiligen Besatzungen bei den wechselnden Expeditionen gerät stellenweise sehr langweilig. Natürlich ist es spannend zu wissen, was über die jeweiligen Expeditionsteilnehmer bekannt ist, aber es liest sich wie eine übertriebene Lobeshymne, obwohl es oft nur Namen, Dienstgrade und Abstammungen sind, die über die Menschen bekannt sind. Die Beschreibungen, die im Zuge der jeweiligen Reisen eingestreut werden, geraten wesentlich interessanter.

Leider übergeht das Buch eine kritische Einordnung des britischen Kolonialismus. Die “Erebus” kreuzte die Meere zwischen den britischen Kolonien. Im Zusammenhang mit ihrer Überwinterung in Hobart, Australien wird zwar nebensächlich erwähnt, dass die Australischen Ureinwohner praktisch verdrängt wurden, aber das ist auch der einzige annähernd kritische Hinweis. Ansonsten steuert die Erebus mehrfach britische Kolonien an, die teils abfälligen Kommentare der Besatzungsmitglieder werden in Zitaten widergegeben, aber nicht weiter eingeordnet. Neben allem Unterhaltungsanspruch, den das Buch hat, hätte ich mir hier eine klare Einordnung gewünscht.

Mein Fazit zu “Erebus”:

“Erebus” ist eine spannende und gut lesbare Expeditionslektüre, die Lesende mit auf frühe Arktisexpeditionen nimmt; ganz bequem vom Lesesessel aus. In leichtem, unterhalsamen Stil führt Michael Palin Leser*innen durch die Geschichte. Das Buch eignet sich für alle, die (wie ich) Informationen gerne bequem verpackt und gut lesbar serviert bekommen ohne allzu trockene Details.

Du willst mehr von Wiebke lesen? Hier gelangst du zu ihren Rezensionen.



Erebus

Michael Palin

Biografie Geschichte
Softcover, 464 Seiten

erschienen bei Goldmann Verlag

20. September 2021

ISBN 978-3-442142675

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