Was? Nein. Doch! Na Hund? – Das Neinhorn
Das Neinhorn will keinen gezuckerten Glücksklee fressen. Es will kein Ballett für Feen tanzen. Es will nicht, dass sich dieses gesamte Kinderbuch reimt. Es sagt immerzu „Nein“. Nein, nein nein. Dieses Kinderbuch handelt von einem bockigen Einhorn, das loszog nach Nirgendwo, um seine Ruhe zu haben. Das Neinhorn trifft allerdings auf drei Freunde, die sich ihm anschließen, da sie genauso bockig sind wie das Neinhorn. Gemeinsam mit dem Wasbär, dem Na Hund und der Königsdochter übt das Neinhorn, Widerworte zu geben.
Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:
- Ich habe entdeckt, welche weiteren Kinderbücher Marc-Uwe Kling sonst noch veröffentlicht hat
- Mir eine Geschichte über den Aaaah-dler ausgedacht.
- Eingeschlafen
Mein Eindruck zu Das Neinhorn:
Das Neinhorn ist einerseits ein sehr süßes und mit enorm viel Liebe zum Detail angelegtes Kinderbuch, und andererseits ist das Neinhorn ein typischer Marc-Uwe Kling. Sein Humor ist drin, auch der Humor für Erwachsene, den Kinder aber einfach überlesen.
Stärken des Buchs:
Es geht ums Bockigsein und darum, Widerworte zu geben. Das Neinhorn sagt immer „nein“, die Königsdochter widerspricht mit „doch“. Dem Na Hund ist mit „na und?“ alles egal, und der Wasbär fragt immer nur „was?“, denn er hört nicht gut und wenn er doch physisch hört, dann hat er keine Lust, zuzuhören, mal so, mal so.
Toll finde ich, wie Marc-Uwe Kling mit der Erwartung des Lesers spielt. Das Neinhorn bricht die Reimstruktur auf, indem es hätte sagen können, dass es ihn nervt, dass sich alles „reimt“. Stattdessen sagt es, dass es ihn nervt, dass sich alles „reimen muss“. Und als das Neinhorn den Wasbär kennenlernt, erwarten wir bei der Frage des Wasbären, dass das Neinhorn „Nein“ sagt, aber es sagt: „Meinetwegen“. Das kommt beim Lesen und auch beim Hören sehr gut rüber.
Die Illustratorin Astrid Henn hat ganze Arbeit geleistet: Sehr sehr cool illustriert, das Buch wirkt also nicht nur in der Buchausstattung und der Liebe zum Detail in Wort & Schrift hochwertig, sondern auch durch die tollen Bilder.
Was ich außerdem besonders machte, waren der wild wallende Wasserfall, die schimmernden Silberseen und der Turm der totalen Tristesse: Alliterationen kommen bei mir immer gut an!
Die Hörbuch-Version:
Es ist super leicht, in die Hörbuch-Version vom Neinhorn reinzukommen. Erst reimt sich alles, der Autor liest wie gewohnt professionell und verständlich.
Was mich aber gestört hat, und auch was ich Kindern nicht unbedingt pauschal als „das finden Kinder toll“ zumuten würden, sind die Soundeffekte zwichendurch. Jedes Tier und die Königsdochter haben ein eigenes Instrument. So wird der Hörer schon zu Beginn an immer aufgeschreckt, wenn das Neinhorn „Nein“ sagt, denn das Wort kommt fast zeitgleich mit einer aggressiv verzerrten E-Gitarre unterlegt. Dass das eine Schwäche ist, liegt aber wohl nur an mir und daran, dass ich diese Version des Hörbuchs nicht mochte. Denn einen Sinn hat das alles schon: Am Ende kommt ein Song, der die Soundeffekte von Nein, Na und?, Was? und Doch! vereint und ziemlich süß und witzig ist.
Wenn du das Hörbuch beispielsweise bei Bookbeat hörst, hast du in einem Hörbuch mit einer Dauer von 30 Minuten beide Hörbuchversionen drin. Die ersten 15 Minuten sind die Studioproduktion mit Instrumenten und Effekten, die letzten 15 Minuten sind eine Live-Lesung mit den üblichen Känguru-Lachern eines erwachsenen Publikums drin.
Mein Fazit zu Das Neinhorn:
Das Neinhorn ist nicht nur lesens- und hörenswert für Kinder und Eltern, sondern auch für alle Marc-Uwe Kling Fans und alle Autorinnen und Autoren, die gerade ein Kinderbuch schreiben. Den winzigen Abzug gibt es von mir, weil ich gerne zu Beginn die Wahl gehabt hätte, zwischen den beiden Hörbuch-Varianten zu wählen, und vielleicht, weil mir keine Moral eingefallen ist 🙂
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Das Neinhorn
Marc-Uwe Kling
Kinderbucherschienen bei Carlsen
05. Oktober 2019
Kia liest. Nicht nur Sachbücher zur persönlichen Entwicklung und Schreibratgeber, sondern auch Entwicklungsromane, nerdige Science Fiction und alles, was zwischen Utopie und Dystopie ein bisschen Drama angereichert hat. Beim Buchensemble gibt sie hin und wieder Einblicke in ihre Reiseberichte, die sie beim Durchqueren spannender Welten anfertigt.