Clara und die Liebe – Hector und die Geheimnisse der Liebe [Rezension]

Clara und die Liebe – Hector und die Geheimnisse der Liebe [Rezension]

In Hector und die Geheimnisse der Liebe geht es – klar, um die Liebe. Nachdem Hector in Band 1 der Reihe nach dem Glück gesucht hat und dafür nach China, Afrika und Amerika gereist ist, geht es jetzt um die Liebe. Er hat bei seiner Weltreise die schöne Yin Li kennen- und lieben gelernt, aber zurück daheim in Paris wartet Clara auf ihn. Zwischen Clara und Hector läuft es nicht gut, aber er unterstützt sie trotzdem.

Clara arbeitet für ein Pharma-Unternehmen. Ihr Job ist es, Medikamenten neue Namen zu geben und sie zu vermarkten. Auf ihrer Feier fühlt sich Hector zunächst deplatziert, aber ein Gespräch mit Gunther, Claras Chef, bringt alles ins Rollen: Es gibt ein Medikament, das Liebe erzeugt und aufrecht erhält. Hector macht sich auf die Reise zu Professor Cormoran, um die Pille für die Liebe zu entdecken und herauszufinden, warum der Wissenschaftler sich seit einiger Zeit so merkwürdig aufführt und nicht mehr mit dem Pharma-Unternehmen kooperiert …

Was ich nach dem Lesen getan habe:

  1. Hector und die Entdeckung der Zeit gelesen, schließlich ist es ein Doppelroman
Hector und die Geheimnisse der Liebe, Foto: Kia Kahawa
Hector und die Geheimnisse der Liebe, Foto: Kia Kahawa

Mein Eindruck zu Buchtitel:

Hector und die Geheimnisse der Liebe* ist ein würdiger zweite Band. Als Fortsetzung von Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück hätte ich nicht erwartet, dass es plötzlich ein Medikament gibt, mit der wir Liebe aufrecht erhalten oder erzeugen können, und ich empfand die Idee zunächst als etwas abgedreht. Aber François Lelord hat sich bei diesem Plot etwas gedacht, und das meiner Meinung nach erfolgreich umgesetzt. Eine herrliche, spannende und abenteuerliche Reise mitten rein ins Thema Liebe.

Stärken des Buchs:

Stark ist, wie der Autor François Lelord all die vielen Personen glaubwürdig in den Text bringt und trotzdem bei seinem Schreibstil bleibt. Er schreibt weiterhin kindlich, sanft und leicht. Trotzdem kommen alle Charaktere authentisch und mit ihrer eigenen Sprache und ihren eigenen Charakteren in der Geschichte aus. 

“”Er hat uns ganz schrecklich in die Scheiße geritten”, sagte Gunther plötzlich.”, Seite 35

“”So ein Arschloch aber auch!” sagte Gunther und begann seinen dritten Kognak zu leeren.”, Seite 36

Ja, ich weiß, im zweiten der obenstehenden beiden Zitate gibt’s gleich zwei Rechtschreibfehler, aber ich mag darauf hinweisen, dass das gesamte Buch nach alter Rechtschreibung korrigiert wurde. Schließlich wurde es 2007, erst ein Jahr nach der Rechtschreibreform veröffentlicht, also drücke ich ein Auge zu.

In diesem Buch beschreibt Hector die Liebe als Geheimnis, das gelüftet werden kann, vielleicht aber ein Geheimnis bleiben sollte. Die moralischen und ethischen Entscheidungen, die diesem Abenteuer Geschwindigkeit und Spannung verleihen, sind eine einzige Stärke dieses Buches.

Endlich kommt auch Clara, eine bisher reine Nebenfigur mit Hilfscharakter, als Person in den Vordergrund. Es geht nicht nur um die Liebe, sondern auch um Beziehungen, denn das ist, was uns im Bezug auf die Liebe oft am meisten interessiert. Das finde ich gut, denn die Beziehung zwischen einer Pharma-Marketing-Dame und einem glücksuchenden Psychiater ist spannend und konfliktreich, und ich wurde beim Lesen nicht enttäuscht. So viel darf ich verraten.

Kleine Blüten der Liebe:

In den kleinen Blüten der Liebe, Hectors Lektionen zum Thema, geht es vor allem auch um sein Gefühlsleben als Mann. Dabei ist er ein Mann, der nichts böse meint, ein gebildeter und freundlicher Mann ist, der nach dem Glück und anderem sucht, aber zugleich unterliegt er Trieben, die er selbst als “männlich” bezeichnet.

“Kleine Blüte Nr. 15: Wenn Liebende einander wirklich verstehen würden, dann liebten sie sich vielleicht nicht mehr”, Seite 102

“Später, auf seinem Zimmer, las Hector noch einmal seine Notizen durch und stieß wieder auf die
Kleine Blüte Nr. 8: Sexuelles Verlangen ist für die Liebe notwendig, von der er angenommen hatte, daß sie nicht für jedermann galt und nicht die ganze Zeit.
In Gedanken an die jungen Frauen im Scheinwerferlicht schrieb er:
Kleine Blüte Nr. 10: Das sexuelle Verlangen der Männer schafft viele Höllen.“, Seite 67

Was Hector durchmacht, ist für mich nicht nachvollziehbar, aber im Kontext der Geschichte kann ich verstehen, wie es ihm geht und warum es ihm geht. Körperlichkeiten, Libido und Erotik gehören für Hector ebenfalls zur Suche nach den Geheimnissen der Liebe, und so sind seine Kleinen Blüten der Liebe durchgemischt und wirrer als die Lektionen des Glücks aus Band 1.

“Kleine Blüte Nr. 23: Die Liebe ist wie eine Drehtür, man taumelt immerzu im Kreis herum, aber nie schafft man es, wirklich zusammenzukommen.”, Seite 143

Hector hat seine eigenen Auseiandersetzungen mit seiner Beziehung und überträgt das auf die Liebe. Dieses Buch gibt den Leser*innen keine Anleitungen, keine allgemeingültigen Weisheiten, sondern waschechte Lektionen, die sich Hector auf seinem Weg aufschreibt und die er für richtig hält. Es ist nicht gesagt, dass er im Verlauf des Romans nicht mal eine Lektion durchstreicht oder Gegenteiliges lernt.

Schwächen des Buchs:

Ich habe tatsächlich zuerst “Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück” gelesen, und habe dann mit “Hector und die Wunder der Freundschaft” gelesen. Durch diese wirre Lesereihenfolge habe ich mich für “Hector und die Geheimnisse der Liebe” quasi selbst gespoilert, denn wie das Beziehungschaos zwischen Hector und Clara ausgeht, ist im Folgeband natürlich Ausgangssituation. Es wäre schön gewesen, Reihennummern auf den Büchern zu haben, aber das ist keine Schwäche des Buches, sondern eine von Piper.

Insgesamt empfand ich diese Reise von Hector als langatmiger und konstruierter als die des ersten Bandes. Ich kann mir vorstellen, dass der fanzösische Verlag einen Folgeband bestellt hat, nachdem Le voyage d’Hector so erfolgreich war. Daher heißt dieses Buch im Französischen auch Le nouveau voyage d’Hector. Ich muss einen Stern abziehen, da die Geschichte nicht so packend und “real” war wie Band 1.

“Kleine Blüte Nr. 11: Eifersucht ist mit Liebe untrennbar verbunden.”, Seite 11

Ich weiß, ich weiß, ich habe oben bereits beschrieben, dass es hier um eine fiktive Person in einer eigenen Geschichte mit eigenen Gedanken und Lektionen geht. Aber der Autor ist ebenfalls Psychiater, schreibt sogar Sachbücher über Emotionen, schwierige Persönlichkeiten und gesunde Beziehungen, und dann kommt sowas? Klar, wir haben 2005, als Lelord dieses Buch in Frankreich veröffentlicht, aber Lektionen wie die mit der Eifersucht sind meiner Meinung nach veraltet und engstirnig. Hector wirkte in Band 1 (und wirkt in den Bänden 3 – 8) deutlich offener. Liebe geht ohne Eifersucht, Liebe geht ohne Beziehung, Beziehung ist nicht gleich Beziehung, und Liebe geht auch ohne Monogamie, Besitzansprüche und Untrennbarkeit.

Und, wenn ich schon im Meckermodus bin, und ich meckere natürlich nur auf hohem Niveau: Warum müssen es plötzlich Kleine Blüten der Liebe sein und keine Lektionen der Liebe? Bei der Suche nach dem Glück hat das mit den Lektionen auch gereicht. Mimimi!

Hector und die Geheimnisse der Liebe ist Band 2 der Reihe über Hectors Abenteuer. Foto: Kia Kahawa
Hector und die Geheimnisse der Liebe ist Band 2 der Reihe über Hectors Abenteuer. Foto: Kia Kahawa

Mein Fazit:

Ein kurzweiliges Buch zum Schmunzeln, Mitfiebern und Verlieben ist Hector und die Geheimnisse der Liebe* definitiv. Es ist locker-leicht geschrieben, meiner Meinung nach ein atemberaubendes Abenteuer, dem ich keinen Abzug geben kann. Es ist ein hervorragendes Buch, das auch als Einzelband gelesen werden könnte, aber mit Vorwissen und in der richtigen Lesereihenfolge kann sich das Leseverhalten dieses tollen Entwicklungsromans herrlich entfalten.

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Hector und die Geheimnisse der Liebe

François Lelord

Entwicklungsroman
Softcover, 240 Seiten

erschienen bei Piper

September 2007

ISBN 978-3-492249911

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